Überholung, Reparatur, Umbau und Neubau Klassischer Segelyachten in Holzbauweise

Rennkutter SHAMROCK von 1899

Hamburg: Im Auftrag des schottischen Tee-Importeuers und Großhandelskaufmanns Sir Thomas Lipton wird 1898 die erste von fünf erfolglosen SHAMROCK-Yachten für die Herausforderung im America's Cup 1899 auf Kiel gelegt...

Nun soll auf der Hanseatischen Modellbaumanufaktur Werft der Nachbau der legendären Regattayacht erfolgen, deren Name später als langlebigster und hartnäckigster Herausforderer aller Zeiten im America's Cup Berühmtheit erlangen sollte...

Baubericht der S.Y. SHAMROCK von 1899

Der Nachbau der S.Y. SHAMROCK von 1899 soll auf Grundlage eines Mini Mamoli-Modellbausatzes der SHAMROCK im Maßstab 1:170 erfolgen. Die MiniMamoli-Bausätze werden zurzeit von Daniel Dusek Shipkits hergestellt und unter anderem von Klaus Krick Modelltechnik vertrieben. Der Preis liegt zum Erwerbszeitpunkt (2024) bei ca. 63,- EUR und bietet nach meiner ersten Einschätzung ein absolut angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis, was sich während des Baus verifizieren lassen wird...

Unboxing des Modellbausatzes von MiniMamoli/Daniel Dusek Shipkits

Nach dem Auspacken des Modellbausatzes wird zunächst eine erste Bestandsaufnahme vorgenommen: Der Bausatz ist optisch sehr ansprechend in einem stabilen Packkarton verpackt. Der Bausatz enthält umfangreiche, detaillierte Baupläne samt 1:1 Riggplänen und Segelrissen, lediglich die Beschreibung der einzelnen Bauschritte fällt etwas knapp aus. Im Karton befinden sich ein sehr sauber gefertigter Massivholzrumpf und diverse Leisten, Kant- und Rundhölzer, zur Rumpfbeplankung sowie zur Fertigung von Gestell, Mast, Baum, Gaffelbaum und der übrigen Stengen und Spieren. Ein Stück weißes Baumwolltuch dient der Segelfertigung, zur Takelung ist eine Rolle helles Takelgarn beigefügt. Abgerundet wird der Kartoninhalt durch diverse Kleinteile aus Metallspritzguß wie Steuerrad und Ankerspill, gelaserte Holzteile für Anker, Luken und Decksaufbauten, sowie diverse Messingösen, -Stifte und -Nägel für die Takelage. Sämtliche Kleinteile sind fein säuberlich in den gesonderten Ablagefächern einer transparenten Plastikbox sortiert, soviel zum guten ersten Eindruck...

Geplante Bauweise und Fertigung des Spantengerüsts

Abweichend vom Bauplan soll der Massivholzrumpf nicht direkt für den Bau verwendet werden, sondern nur als Malle für das Spantengerüst dienen, das später auf klassische Weise beplankt werden soll. Anschließend sollen Decksbalken gesetzt werden und darauf die Decksbeplankung auf klassische Weise erfolgen. Dazu wird im ersten Arbeitsschritt die Massivholzmalle kopfüber auf einer stabilen Basisplatte aus Sperrholz verschraubt. Im zweiten Schritt werden auf der Basisplatte rundum die späteren Spanten markiert. Im dritten Schritt werden nach Entfernung der Malle entsprechende Löcher gebohrt, um die Spanten später auf der Basisplatte fixieren zu können...

Historischer Hintergrund der SHAMROCK

Im Jahre 1898 entschloss sich Sir Thomas Lipton vom Royal Ulster Yacht Club, die Amerikaner im America's Cup herauszufordern, und zu diesem Zweck die schnellste und beste Rennyacht aller Zeiten bauen zu lassen, vollkommen unabhängig von den damit verbundenen Kosten. Die SHAMROCK wurde vom legendären, schottischen Schiffbauer William Fife III entworfen und 1898 von Thorneycroft & Company unter strengster Geheimhaltung gebaut. Bei ihrem Stapellauf im Juni 1899 wurde sie auf den Namen SHAMROCK getauft, den bis ins Jahr 1930 alle fünf Rennyachten von Sir Thomas Lipton tragen sollten.

Technische Beschreibung der SHAMROCK

Die SHAMROCK verfügte über eine moderne Verbundkonstruktion mit Stahlrahmen, der Rumpf war mit Aluminiumklinkern verkleidet, und das Deck mit Kiefernholz beplankt. Der Kiel war für damalige Verhältnisse vorn und achtern stark beschnitten, ähnelte eher einer Flosse als einem konventionellen Kiel, und verfügte über ein Ballastgewicht von 75 Tonnen.

Erste Regattaerfolge, Teilnahme am America's Cup 1899 und weitere Verwendung

Unter Skipper Archibald Hogarth segelte die SHAMROCK zunächst bei Regatten auf dem heimischen Solent. Dabei schlug sie unter anderem die britische Herausforderin des America's Cup von 1895, die sehr erfolgreiche VALKYRIE III, und die ebenfalls sehr erfolgreiche H.M.Y. BRITANNIA des Prince of Wales. Im Sommer 1899 segelte die SHAMROCK zum America's Cup-Rennen nach New York, wo sie von der Verteidigerin COLUMBIA jedoch in allen drei Regatten besiegt wurde. Im Herbst 1899 wurde die SHAMROCK von der ERIN, der Motoryacht ihres Eigners Sir Thomas Lipton, nach England zurückgeschleppt. In den Folgejahren wurde die SHAMROCK von ihrem Eigner als Sparringspartnerin für die spätere SHAMROCK II und die SHAMROCK III genutzt, und regelmäßig immer weiter modernisiert, bis sie 1904 abgewrackt wurde.

Die Geschichte der legendären SHAMROCK-Yachten

Der 1850 geborene Sir Thomas Lipton war Eigentümer einer 1890 von ihm gegründeten Kette von über 150 Lebensmittelgeschäften, die unter anderem Tee aus Indien importierte, und diesen über die heimischen Geschäfte verkaufte. Zwischen 1899 und 1930 trat Lipton fünfmal als britischer Herausforderer gegen die amerikanischen Verteidiger im America’s Cup an. Für jede einzelne Herausforderung ließ der irischstämmige Lipton eine neue Rennyacht entwerfen und bauen, die alle den Namen SHAMROCK und eine irischgrüne Lackierung trugen, und nach dem inoffiziellen Nationalsymbol Irlands benannt waren, dem dreiblättrigen Kleeblatt.

Als begeisterter Freizeitsegler war Lipton zeitlebens Mitglied im Royal Ulster Yacht Club. Sowohl König Eduard VII. als auch König Georg V. teilten ihr Interesse am Yachtsport mit Lipton und genossen seine Gesellschaft. Für seine geschäftlichen und sportlichen Verdienste wurde Lipton im März 1901 als Knight Commander in den Royal Victorian Order aufgenommen. Im Juli 1902 wurde ihm der erbliche Adelstitel des Baronet of Osidge in the County of Middlesex verliehen. Da Lipton als Selfmademan jedoch kein geborenes Mitglied der britischen Oberschicht war, nahm die Royal Yacht Squadron ihn erst kurz vor seinem Tod als Mitglied ehrenhalber auf.

Als vorausschauender Geschäftsmann waren Liptons Interessen jedoch nicht allein sportlicher Natur: Da die Regatten in Nordamerika stattfanden, und dort mit großem Interesse der Bevölkerung und der aufkommenden Massenmedien verfolgt wurden, rechnete sich Lipton durch seine zunehmende Bekanntheit gute Chancen aus, mit seinem Tee auch auf dem nordamerikanischen Markt Fuß zu fassen. Auch wenn Lipton den amerikanischen Verteidigern sportlich stets unterlegen war, sollte sein geschäftliches Kalkül aufgehen: Aus seinem Geschäft ging später die weltweit bekannte und erfolgreiche Teemarke LIPTON hervor, die zeitweise rund 15 Prozent Anteile am weltweiten Teeverkauf hatte.

Zwischen 1899 und 1930 unterlag Lipton in allen fünf Herausforderungen um den America’s Cup mit seinen SHAMROCK Yachten. Die amerikanischen Verteidiger rund um den traditionsreichen New York Yacht Club, die Lipton als langlebigsten und hartnäckigsten Herausforderer, und zugleich als fairsten Verlierer in der Geschichte des America's Cups würdigten, verliehen ihm den eigens für ihn geschaffenen Pokal für den „besten aller Verlierer“. Nach der fünften vergeblichen Herausforderung im Jahr 1930 sollte Lipton nie wieder bei einer Regatta antreten, und verstarb kurz darauf im Jahr 1931.

Technische Eckdaten der S.Y. SHAMROCK von 1899

Maßstab: 1:170, L310mm, H310mm
Hersteller: MiniMamoli/Daniel Dusek Shipkits
Auftraggeber: Sir Thomas Lipton
Eigner: Sir Thomas Lipton
Konstrukteur: William Fife III
Bauwerft: Thorneycroft & Company
Länge über alles: 38,86m
Länge Wasserlinie: 25,12m
Breite maximal: 7,46m
Tiefgang: 6,15m
Gewicht: 157to
Segelfläche: 1.253qm
Rumpf: Mallen-Spantenbauweise, einfach beplankt, irischgrün lackiert
Unterwasserschiff: Einfach beplankt, purpurrot lackiert
Deck: Decksbalken, einfach beplankt, natur lasiert
Rigg und Takelage: Einmast-Rennkutter-Gaffelrigg
Segel: Groß-/Topp-/-Focksegel, Binnen- und Außenklüver