Überholung, Reparatur, Umbau und Neubau Klassischer Segelyachten in Holzbauweise

Rennschoner AMERICA von 1851

Hamburg, im November 2023: An einem trüben, grauen Montagmorgen Mitte November wird der legendäre Rennschoner AMERICA von 1851 im Hamburger Hafen eingeschleppt, und zur Überholung im Dock 3 der traditionsreichen Hanseatischen Modellbaumanufaktur Werft eingedockt...

Dort soll die reichlich baufällige AMERICA umfassend überholt, und unter größtmöglicher Erhaltung ihrer Substanz und ihrer klassischen Linien restauriert, behutsam modernisiert, und in den Zustand ihrer zweiten America's-Cup-Teilnahme von 1870 versetzt werden...

Baudokumentation zur Überholung der S.Y. AMERICA von 1851

Hamburg, Ende November 2023: Sobald die vollständig aufgeriggte AMERICA eingedockt ist, werden Rigg, Takellage, Segel, Beschläge und deren Verankerungen aus Sicherheitsgründen zunächst ausgiebig auf ihre Vollständigkeit und Belastbarkeit geprüft, und für ausreichend belastbar befunden, um die Segel probeweise zu setzen...

Überprüfung von Rigg, Takelage und Segeln

Hamburg, 04.12.2023: Das probeweise Segelsetzen ergibt, dass Masten, Bäume, Stengen, Spieren und Segel vollständig und funktionsfähig sind. Lediglich der Außenklüver ist fälschlicherweise anstelle des Toppsegels am Großmast angeschlagen, und Fock- und Klüverbaum sind falsch am Bugspriet geriggt. Sämtliche Segel sind stark ausgebaucht und verschlissen. Fallen, Schoten, Strecker und sonstiges laufende Gut sind ebenfalls stark verschlissen und fehlen teilweise. Wanten, Stagen und sonstiges stehende Gut ist teilweise gelängt, nicht straff genug durchgesetzt oder unterdimensioniert...

Anfertigung der neuen Riggpläne und Segelrisse

Hamburg, 05.12.2023: Nach dem probeweisen Segelsetzen wird beschlossen, dass Masten, Bäume, Stengen und Spiere soweit wie möglich aufgearbeitet, abgeschliffen, neu lackiert und nur soweit nötig ersetzt bzw. ergänzt werden sollen. Wanten, Stagen und sonstiges stehende Gut soll durch neues, schwarzes Material, und sämtliche Fallen, Schoten, Strecker und sonstiges laufende Gut gegen neues, helles Material ausgetauscht werden. Sämtliche Beschläge sollen ersetzt und alle Segel, Großsegel, Schonersegel, beide Gaffel-Topsegel, Focksegel, Binnen- und Außenklüver vollständig neugefertigt werden. Dazu werden zunächst detailgetreue, maßstabsgerechte Segelrisse nach alten Originalunterlagen gefertigt...

Abgleich der neuen Riggpläne und Segelrisse mit Rigg und Segeln

Hamburg, 06.12.2023: Im nächsten Schritt werden die neugefertigten Segelrisse mit den vorhandenen Segeln abgeglichen. Dabei bestätigt sich die Erkenntnis, dass das vorhandene Originalrigg von 1851 - oder das was noch davon übrig ist! - gegenüber dem modernisierten Regattarigg von 1870 erheblich einfacher und kleiner ausfällt. Zur Optimierung des Riggs sollen die Toppstengen und Gaffelbäume verlängert, und ein zusätzlicher Außenklüver und ein Schonertoppsegel ergänzt werden, was die Segelfläche insgesamt erheblich vergrößern wird. Diese Maßnahmen sollen die AMERICA, knapp 20 Jahre nach ihrem historischen Sieg beim legendären "One Hundered Sovereigns Cup" im Jahre 1851, für ihre zweite Teilnahme am zweiten "America's Cup" im Jahre 1870 wieder regatta- und vor allem siegfähig machen...

Abriggen und Demontage der Decksaufbauten und -Beschläge

Hamburg, 11.12.2023: An Deck und Rumpf werden derweilen alle Beschläge, Decksaufbauten und Zierelemente, soweit noch vorhanden, ausnahmslos demontiert. Sämtliche Oberlichter, Deckshäuser, Niedergänge und Luken sollen abgeschliffen, sorgfältig überarbeitet, teilweise ersetzt und neu lackiert werden. Die zwei fehlenden Beiboote mit Segeltuch-Abdeckung, die beiden fehlenden Anker, die fehlende Ruderpinne, und die ebenfalls fehlenden Speichen des Gangspills sollen nachgefertigt und ebenfalls ersetzt werden. Die noch vorhandene, back- und steuerbordseitige Bugzierde wurde bereits demontiert, und soll sorgfältig abgeschliffen und golden lackiert werden, ebenso wie die seitliche Zierleiste und der fehlende Adler, der ursprünglich den Heckspiegel zierte, und nun nachgefertigt werden soll...

Prüfung von Kielholz, Spanten, Stringern, Schotten und Rumpfbeplankung

Hamburg, 12.12.2023: Die Prüfung von Kielholz, Spanten, Stringern, Schotten, Rumpf und Unterwasserschiff offenbart über weite Strecken belastbare und gesunde Substanz ohne strukturelle Schäden. Daher soll der Rumpf lediglich abgeschliffen, gespachelt und neu kalfatert, das Unterwasserschiff mit Kupfer beplankt, und der Rumpf wie beim Stapellauf british-racing-green lackiert werden. Das Deck soll vollständig abgeschliffen und neu beplankt werden, Decksnähte und sonstige Details sollen angerissen bzw. schwarz angezeichnet und anschließend farblos lasiert werden..

Fertigstellung der neuen Konstruktions- und Lateralpläne

Hamburg, 13.12.2023: Nachdem unser Chefhistoriker nächtelang alte Originalunterlagen, Bauzeichnungen, Beschreibungen, vorhandene Modelle verschiedener Epochen und unterschiedlichster Maßstäbe, Fotografien und andere Quellen recherchiert, und unser Chefkonstrukteur tagsüber unter Hochdruck gearbeitet hat, sind die neuen Konstuktionspläne im Maßstab 1:140 für den detailgetreuen Wiederaufbau fertiggestellt: Seitenriss und Deckslayout, Segelrisse und Riggpläne, 3D-Spantenpläne und teilweise Detailpläne zur vergrößerten Darstellung der Decksaufbauten und der Takelage, um das Rigging zu erleichtern... 

Neue Decksbeplankung und Neulackierung von Rumpf und Unterwasserschiff

Sämtliche Decksaufbauten und Beschläge sind demontiert, Deck, Rumpf und Unterwasserschiff sind abgeschliffen, grundiert und für die nächsten Arbeitsschritte vorbereitet. Das Deck wird mit Eichenbohlen neu beplankt, den Rumpf erwartet eine frische Lackierung, und das Unterwasserschiff eine neue Kupferbeplankung...

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Aufarbeitung alter und Anfertigung neuer Decksaufbauten 

Zwei neugefertigte, flache Niedergänge mit Doppeltüren und Schiebeluks sollen die beiden alten Niedergänge ersetzen, einer im Heckbereich mit direktem Zugang zum runden Steuerstand, und einer im Bugbereich hinter dem Ankerspill. Zwei neugefertigte, baugleiche, flache Oberlichter sollen das achterliche Oberlicht hinter dem Großmast, sowie die rechteckige Luke und das vorliche Oberlicht hinter dem Schonermast ersetzen. Auf dem Vorschiff wird das Ankerspill vor dem Schonermast mit zwei seitlichen Winschen vollkommen neu konstruiert, und die beiden fehlenden Stockanker nachgefertigt. Auf dem Mittelschiff wird das zentrale Gangspill vor dem Großmast umfassend überholt, und die beiden mittschiffs fehlenden Beiboote samt Halterungen ergänzt. Auf dem Achterschiff wird der runde Steuerstand vollständig aufgearbeitet, und die fehlende Ruderpinne nachgefertigt und ergänzt...

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Anfertigung des neuen Segelsatzes

Zwischenzeitlich sind sämtliche neuen Segel maßstabsgerecht nach den neuen Segelrissen aus Baumwolle handgefertigt worden: Großsegel, Großtoppsegel, Schonersegel, Schonertoppsegel, Fock, Binnen- und Außenklüver. In sämtliche doppelt gelegten Unter- und Vorlieken wurden Stahldraht und -kauschen eingeklebt. Der Stahldraht sorgt für einen optimierten Stand der Segel, vor allem sofern und soweit sie mit fliegenden Lieken gefahren werden. Die Verklebung sorgt für die nötige Stabilität für die im Vorliek und Schothorn befindlichen Kauschen für Stagreiter, Fallen und Schoten. Anschließend wurden alle Segel doppelt durchgenäht...

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Das Riggen und Takeln

Die neuen Decksbeschläge sowie der Bugspriet werden montiert, anschließend wird der Schoner- und Großmast mit den beiden vormontierten Toppstengen gestellt. Im nächsten Schritt wird das gesamte stehende Gut samt Stagen, Wanten, Pardunen und Backstagen durch die jeweiligen Jungfern, Blöcke und Befestigungsösen geschoren und straff durchgesetzt. Danach erfolgt das provisorische Riggen von Klüver-, Schoner-, Großbaum und der beiden Gaffelbäume. Im nächsten Schritt wird das gesamte laufende Gut samt Fallen, Schoten, Streckern und Niederholern durch die entsprechenden Blöcke geschoren und angeschlagen. Zuletzt werden die neuen Segel angeschlagen und anschließend gesetzt...

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Historischer Hintergrund der S.Y. AMERICA von 1851

In der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich auf den Weltmeeren eine Art Handels-Konkurrenzkampf, bei dem die Geschwindigkeit der Schiffe zunehmend eine zentrale Rolle spielte. Die berühmten Teeclipper-Rennen von China nach England werden heute gern als sportliche Gentleman-Wettkämpfe dargestellt, waren aber nichts anderes als mit harten Bandagen geführte Handelsrennen um die frühste Ankunft und den besten Verkaufspreis. Das erste Schiff im Zielhafen von London erhielt den mit Abstand höchsten Preis pro geladener Tonne Tee. Wer auch nur einen oder zwei Tage später mit der gleichen Ware anlegte, hatte das Nachsehen und mussten sich mit deutlich geringeren Verkaufserlösen zufriedengeben.

In dieser Zeit änderte sich auch das Verständnis vom Freizeitsegeln, und der sportliche Aspekt beim Segeln gewann mehr und mehr an Bedeutung. Aus alter Tradition heraus beanspruchten dabei die Briten für sich, nicht nur die schönsten und bequemsten, sondern auch die schnellsten Segelyachten. Schon seit dem frühen 19. Jahrhundert wurde auf dem britischen Solent eifrig regattiert, wobei die Briten überwiegend unter sich blieben. Nur selten mischte sich einmal eine kontinentaleuropäische Segelyacht unter die britische Segelflotte, und Konkurrenz aus Übersee war in heimischen Gewässern überhaupt nicht vorhanden, zumal bereits die Anreise über den Atlantik mit all ihren Risiken die nordamerikanischen Yachtbesitzer abschreckte. Dazu gesellte sich die Befürchtung, dass sie mit ihren stäbigen und behäbigen Kuttern nicht den Hauch einer Chance gegen die filigranen, britischen Yachten gehabt hätten.

Beauftragung, Finanzierung, Konstruktion und Bau der AMERICA

Das alles sollte sich ändern, als im Jahr 1851 in London mit der Great Exhibition die erste Weltausstellung stattfand, eine Messe, bei der jedes Land seine besten Produkte vorführen sollte. Für die Engländer war das Anlass, die US-Amerikaner dazu einzuladen, mit einer Yacht nach England zu kommen, und sich im traditionsreichen Regattawettbewerb des Royal Yacht Squadron rund um die Isle of Wight vor Cowes mit ihnen zu messen. Für die US-amerikanischen Regattasegler um John Cox Stevens, den Mitbegründer und Kommodore des New York Yacht Clubs, schien das eine einmalige Gelegenheit, um die historische Vorherrschaft der Briten im Segelsport zu beenden. Schon damals gab es entlang der US-Ostküste begnadete Bootsbauer, enthusiastische Werftbesitzer und talentierte Segelmacher, die sich zutrauten, die ultimative Regattayacht zu zeichnen, zu bauen und auszurüsten. So wurde die AMERICA im Jahre 1851 mit Hilfe eines Finanzkonsortiums bei der New Yorker Werft von William H.Brown in Auftrag gegeben.

Die werftseitig geforderte Bausumme von 30.000 US-Dollar für die 140 Tonnen verdrängende Yacht verschlug dem Konsortium zunächst die Sprache. Immerhin konnte man zu dieser Zeit einen 1.600 Tonnen Teeklipper für 70.000 US-Dollar erwerben. Das Konsortium verhandelte daher mit der Werft eine Vertragsklausel, dass der Neubau nicht abgenommen werden müsse, wenn die AMERICA innerhalb von 20 Tagen nach Übernahme von einer anderen amerikanischen Yacht geschlagen würde. Die Kosten für diese Wettfahrt sollte die Werft tragen. Im Anschluss sollte die AMERICA auf Kosten der Eigner nach England gesegelt werden. Sollte sie dort von einer Yacht gleicher Größe geschlagen werden, dann sollte sie gegen Erstattung des Kaufpreise an die Werft zurückgegeben werden dürfen. Nur unter diesen Bedingungen wurde der hohe Kaufpreis akzeptiert.

Im Mai 1851 wurde die AMERICA fertiggestellt, und stellte sich der Vergleichswettfahrt mit der größeren MARIA von Eigner John Cox Stevens, die damals als schnellste nordamerikanische Yacht galt. Die AMERICA wurde geschlagen, und die Mitglieder des Konsortiums waren erleichtert, dass die Yacht nicht abgenommen werden musste. Da John Cox Stevens als Kommodore des New York Yacht Club jedoch Lord Wilton, dem Kommodore des Royal Yacht Squadron, bereits die Regattateilnahme des New York Yacht Club verbindlich zugesichert hatte, und auch Queen Victoria bereits über die Regattateilnahme der Amerikaner unterrichtet worden war, benötigte das amerikanische Konsortium dringend eine siegfähige Rennyacht. Daher einigte sich das Konsortium mit der Werft auf 20.000 US-Dollar für die Abnahme der AMERICA.

Technische Beschreibung der AMERICA

Die AMERICA wurde vom amerikanischen Schiffbauer George Steers mit einem zweimastigen Leichtschoner-Gaffelrigg nach dem Vorbild der MARY TAYLOR konzipiert, einem schnellen, amerikanischen Lotsenschoner, die damals das Non-Plus-Ultra der amerikanischen Bootsbaukunst darstellten. Am vorderen Mast war das Schonersegel, am hinteren das Großsegel geriggt. Am Bugsprit bzw. Klüverbaum waren Binnen- und Außenklüver getakelt. Das Deck war mit Eichenholz beplankt. Am Bug und Heck waren mit Blattgold belegte Verzierungen aus Zedernholz angebracht worden. Der Rumpf war schwarz lackiert und das Unterwasserschiff mit Kupferplatten beplankt. Unter Deck befanden sich vier Eignerkabinen, ein Salon mit sechs Kojen, und die Mannschaftsunterkunft. 

Zu den revolutionären Konstruktionsmerkmalen der AMERICA zählten die den Teeklippern entlehnte Kielform mit Wasserlinien von ausserordentlicher Schärfe, ein weit achterlich liegender Schwerpunkt, die beiden stark nach achtern geneigten Masten und der enorme Überhang des Großbaums, was eine für damalige Verhältnisse geradezu absurd anmutende Segelfläche und Übertakelung bedeutete. Außerdem verwendete die AMERICA keine reinen Leinensegel mehr, wie die Briten, sondern fortschrittliche, längs vernähte Baumwollsegel von R.H.Wilson, die einen deutlich besseren Schnitt und Stand ermöglichten, und zudem leichter zu reparieren waren. Die Summe all dessen verhalf der AMERICA zu damals ungeahnter Geschwindigkeit, und läutete beidseits der Ozeane ein neues Zeitalter im Yachtbau und im Segelsport ein. 

Der Sieg der AMERICA beim One Hundred Sovereigns Cup

Im Juni 1951 legte die AMERICA nach einigen Restarbeiten in New York zur Nordatlantiküberquerung ab. Ihr bestes Etmal betrug 284 Seemeilen, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 12 Knoten entsprach. Während die eigenen Segel trocken unter Deck verstaut waren, nutzte die AMERICA die Segel der MARY TAYLOR für die verschleißreiche Atlantiküberquerung und erreichte Le Havre, trotz fünf Tagen Flaute auf dem Atlantik, nach 20 Tagen und wenigen Stunden. Nach einer dreiwöchigen Überholung in Südfrankreich, segelte die AMERICA zu ihrem Ankerplatz vor Cowes.

Die Wettfahrt wurde vom Royal Yacht Squadron auf dem Queen's Course rund um die Isle of Wight als Fleet Race durchgeführt, wobei die AMERICA gegen 15 britische Yachten antreten musste. Zur Besatzung der AMERICA zählten Skipper und Steuermann Richard „Old Dick“ Brown, Navigator und Taktiker Horatio Nelson Comstock, Wachführer Robert Underwood, ein englischer Lotse und 14 Mann Besatzung, darunter die beiden Brüder Edwin und John Cox Stevens. Am 22. August 1851 gewann die AMERICA nach 53 Seemeilen um 20:37 Uhr Ortszeit mit 20 Minuten Vorsprung vor allen britischen Yachten, und dippte auf der Ziellinie ihre Nationalflagge dreimal zum Gruße der persönlich anwesenden Queen Victoria. 

Der traditionell von Queen Victoria gestiftete Siegerpokal war allerdings entsprechend dem Reglement nur für Vereinsmitglieder des Royal Yacht Squadron ausgeschrieben. Daher hatte Lord Anglesey, der als Lord Uxbridge im Jahr 1815 eines der Gründungsmitglieder des Royal Yacht Squadron gewesen war, und 1851 noch als aktiver Segler mit seiner Kutteryacht Pearl an der Regatta teilnahm, für das prestigeträchtige Rennen der Amerikaner gegen die Briten zusätzlich den One Hundred Sovereigns Cup gestiftet. Der Cup erhielt seinen Namen aufgrund seines Kaufpreises beim Londoner Juwelier Robert Garrard, hatte keinen Boden, war aus Britanniametall getrieben, mit einem Gewicht von 134 Unzen und einer Höhe von 27 Inch. Zur damaligen Zeit wurden keine Wanderpokale verliehen, sondern der Sieger durfte seinen Pokal behalten und mitnehmen.

Im Jahre 1857 stiftete John Cox Stevens den gewonnenen One Hundred Sovereigns Cup dem New York Yacht Club, und begründete damit den America’s Cup, die heute älteste Sporttrophäe der Welt, benannt nach seiner erstmaligen Gewinnerin AMERICA. Die Auflagen, unter denen der Pokal dem New York Yacht Club gestiftet worden war, verlangten vom Gewinner, dass dieser den Pokal regelmäßig gegen den Club-Herausforderer einer befreundeten Nation verteidigen müsse. Später würden die Amerikaner den America's Cup von 1851 bis 1983 über insgesamt 132 Jahre lang bei 25 unregelmäßig stattfindenden Wettbewerben in der längsten Siegesserie der Sportgeschichte verteidigen. Die Legende besagte, dass derjenige amerikanische Skipper, der den America's Cup erstmals gegen einen Herausforderer verlieren würde, den Pokal durch seinen eigenen Kopf in der Vitrine des New York Yacht Club ersetzen müsse.

Die weitere Verwendung und Historie der AMERICA

Noch 1851, unmittelbar nach dem prestigeträchtigen Sieg, verkaufte John Cox Stevens die AMERICA für 25.000 US-Dollar. Für nahezu 10 Jahre sollte die AMERICA in britischem Eigentum bleiben und nicht wieder in die USA zurückkehren. In den Folgejahren wechselte die Yacht mehrfach den Eigner und wurde für Regatten und Mittelmehr-Kreuzfahrten genutzt. 1853 wurde die AMERICA von Lord Templeton erworben, auf der britischen Pitcher-Werft überholt, und 1856 CAMILLA getauft.

Bereits 1858 war die erst sieben Jahre alte Yacht derart marode, dass sie umfassend überholt werden mußte. Dabei mußten angeblich nahezu sämtliche Rumpfplanken ausgetauscht werden, außerdem wurden die Masten aufgrund ihrer angefaulten Mastfüße gekürzt und mit längeren Toppstengen versehen. Der ehemals zweiteilige Bugspriet mit Klüverbaum wurde verstärkt und erneuert, der bereits im legendären One Hundred Sovereigns Cup gebrochen und daraufhin nur eingekürzt worden war. Auch der am Heckspiegel prangende, goldene Adler wurde entfernt und endete in einer britischen Hafenkneipe.

1862/63 wurde die Yacht von der U.S.Navy erworben, kehrte nach 10 Jahren erstmals wieder nach Amerika zurück, und wurde dort nach anschließender Militarisierung zunächst als C.S.S.MEMPHIS auf Seiten der Südstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg eingesetzt. Nach ihrer Versenkung wurde sie geborgen, und anschließend als U.S.S.AMERICA auf Seiten der Nordstaaten eingesetzt. Vermutlich 1966 wurde die AMERICA wieder entmilitarisiert und die drei Bordgeschütze entfernt.

1870 wurde die AMERICA umfassend überholt und segelte unter ihrem ursprünglichen Namen, unter der Flagge der U.S.Navy, knapp 20 Jahre nach ihrem historischen Sieg, bei der zweiten Auflage des America's Cups mit, und belegte den achtbaren vierten Platz. Anschließend wurde die AMERICA bis 1901 für den Rennsport verwendet, und dafür in schneller Folge immer wieder umgebaut und weiter modernisiert. 1875 erfolgte eine erneute Überholung und der Austausch der Pinne gegen ein Steuerrad. 1880 wurden erneut vermoderte Planken ausgetauscht und sowohl Bug als auch Heck verlängert. 1885 wurde unter Regie von Edward Burgess der Bug durch einen stärkeren Klipperbug ersetzt, und ein neuer Kiel mit Kielbombe montiert. Außerdem wurden Bugspriet, Toppstengen und Gaffeln erneut verlängert, und verschiedene technische Modernisierungen durchgeführt. 1887 wurde der Rumpf schließlich weiß lackiert.

Nach dem Ende ihrer Regattakarriere 1901 wurde die einstmals stolze Rennyacht zunehmend dem Verfall preisgegeben. Nach mehrmaligen Eigentümerwechseln wurde die AMERICA 1921 erneut von der U.S.Navy für die Marineakademie erworben. Dort wurde die bereits stark baufällige AMERICA jedoch zunächst eingelagert und dem weiteren Verfall überlassen. Nach starken Schneefällen 1942 brach das Dach des Lagerschuppens unter der Schneelast ein und begrub die AMERICA unter sich. Nach Kriegsende ergab eine Untersuchung, dass allein das Kielholz dem Verfall standgehalten hatte. Ein Wiederaufbau unterblieb deshalb, und der Rumpf der AMERICA wurde 1946 abgewrackt, ein knappes Jahrhundert nach ihrem Stapellauf.

Technische Eckdaten der S.Y. AMERICA von 1851

Maßstab: 1:140, L370mm, H280mm, B60mm
Auftraggeber: John Cox Stevens
Eigner: New York Yacht Club 
Konstrukteur: George Steers
Bauwerft: William H.Brown
Länge über alles: 30,86m
Länge Wasserlinie: 27,38m
Breite maximal: 6,96m
Tiefgang: 3,33m
Gewicht: 140to Verdrängung
Segelfläche: 498qm
Vollspantenbauweise: Dunkelgrün beplankt
Unterwasserschiff: Kupferbeplankt
Deck: Eichenholzbeplankt, natur lasiert
Rigg und Takelage: Zweimast-Leichtschoner-Gaffelrigg
Segel: Großsegel, Schonersegel, zwei Gaffel-Toppsegel, Focksegel,
Binnen- und Außenklüver aus Baumwolle von Segelmacher R.H.Wilson