Überholung, Reparatur, Umbau und Neubau Klassischer Segelyachten in Holzbauweise

Rennschoner GERMANIA von 1908

Hamburg: Im Auftrag der Alleinerbin des Krupp-Stahlkonzerns Bertha Krupp wird 1908 ein Rennschoner auf Kiel gelegt, der als Hochzeitsgeschenk für ihren Ehegatten Gustav Krupp von Bohlen und Halbach dienen, und später unter dem Namen S.Y. GERMANIA eine der ersten, elegantesten, und zugleich erfolgreichsten deutschen Regattayachten werden sollte...

Nun soll auf der Hanseatischen Modellbaumanufaktur Werft der Nachbau des legendären Rennschoners GERMANIA erfolgen...

Baudokumentation der S.Y. GERMANIA von 1908

Der Neubau der Rennyacht soll im Maßstab 1:100 auf Basis einer eigens angefertigten Massivholzmalle erfolgen. Über dieser Malle soll das Spantengerüst angefertigt werden. Nach der Fertigstellung des Spantengerüsts über der Malle soll der Rumpf einfach beplankt und naturfarben lasiert werden. Im Anschluss sollen Decksbalken eingezogen und das Deck ebenfalls einfach beplankt und naturfarben lasiert werden. Die Rennyacht soll mit einem zweimastigen, Rennschoner-Gaffelrigg geriggt und mit 2x Topp-, Groß-, Schoner- und Focksegel sowie Binnen- und Außenklüver aus weißer Baumwolle getakelt werden...

Historischer Hintergrund der S.Y. GERMANIA von 1908

Die GERMANIA war die erste von sechs Segelyachten, die im 20. Jahrhundert für die Familie Krupp gebaut werden sollten. Im Gegensatz zu den späteren Segelyachten, die ausschließlich bei Abeking & Rasmus in Bremen gebaut werden sollten, wurde die erste GERMANIA auf der hauseigenen Germaniawerft in Kiel gebaut. Die GERMANIA war das Hochzeitsgeschenk von Bertha Krupp an ihren Mann Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, und hatte ihren Stapellauf 1908.

"Deutsch vom Kiel bis zum Flaggenknopf"

Das Konzept für den Bau der GERMANIA war stark nationalistisch gestimmt. Sie sollte als erste der "großen Schoneryachten", der Nachfolgeklasse der einmastigen "Big-Class-Yachten" des ausgehenden 19. Jahrhunderts, dem Credo „deutsch vom Kiel bis zum Flaggenknopf“ genügen. Diesen Anspruch griff auch Kaiser Wilhelm II. von Preußen begeistert auf, der seine späteren Schoneryachten METEOR IV und METEOR V ebenfalls auf der Germaniawerft der Krupps bauen lassen sollte. Die ersten drei METEOR-Yachten des Kaisers waren noch in Amerika oder Großbritannien entworfen und gebaut, und von professionellen, ausländischen Mannschaften gesegelt worden.

Entworfen vom renommierten Schiffbaukonstrukteur Max Oertz, gebaut auf der deutschen Germaniawerft, mit Werkzeugen und Werkstoffen aus deutscher Produktion, ausgestattet mit deutschen Ausrüstungsgegenständen, wurde die GERMANIA ausschließlich von deutschen Mannschaften gesegelt. Mit der Segelmacherei Wilhelm Mählitz in Berlin ließ sich sogar ein Lieferant für die insgesamt 19 verschiedenen Baumwollsegel finden, der dem britischen Segelmacher Ratsey&Lapthorn mindestens ebenbürtig war. Damit konnte der nationalstolze Anspruch fast gänzlich umgesetzt werden, mit Ausnahme der Masten aus Douglasienholz, die aus den Vereinigten Staaten beschafft werden mußten, weil sich in Deutschland keine Hölzer der benötigten Längen und Qualitäten fanden.

Der Rumpf der GERMANIA war als absolutes Novum gänzlich aus rostfreiem Stahl gebaut, und unter Deck war sie dem Zeitgeschmack entsprechend wohnlich ausgebaut. Es gab ein Wohnzimmer mit Kamin, Speisezimmer, Damensalon mit Klavier, Eignerdoppelkabine, drei Gästekabinen, Dienerkabine, Messe und Kabine für Kapitän und Steuerleute, Kombüse und Mannschaftsunterkünfte im Vorschiff. Nur eine Antriebsmaschine war nicht eingebaut worden, weswegen bei Flaute oder anstehenden Kanalfahrten Schlepperhilfe angefordert werden mußte.

Nationale und internationale Regattaerfolge der GERMANIA

Die Segelfähigkeiten der GEMANIA waren derart revolutionär, dass sie von 1908 bis 1914 nahezu alle deutschen Regatten ihrer Klasse gewinnen, und sich auch international durchsetzen konnte. Während der Sommerregatten in Cowes konnte die Germania die Wettfahrt um den von Wilhelm II. gestifteten Kaiser-Pokal mit Abstand für sich entscheiden, und dabei alle bisherigen Rekorde brechen. Die internationale Presse zollte den Leistungen der Germania höchste Anerkennung.

Mit der GERMANIA hatte Krupp Kaiser Wilhelms Traum von der führenden Yachtbaunation wahr werden lassen, und diente dem Kaiser als Sparringspartner für seine METEOR-Yachten. Während Krupp bei Regatten gegenüber britischen Gegnern aus der Yacht stets das letzte herausholte, übte er in Rennen gegen den Kaiser regelmäßig respektvolle Zurückhaltung. Die GERMANIA lag gegenüber der METEOR stets wenige Sekunden zurück, weil der ehrgeizige Wilhelm II. bei sportlichen Niederlagen seiner Yacht recht nachtragend sein konnte. Auch bei Angebot und Abrechnung der METEOR IV und METEOR V, die auf Krupps Germaniawerft gebaut wurden, übte Krupp bescheidene Zurückhaltung, und rechnete dem Kaiser gegenüber kaum nennenswerte Gewinne, sondern nur die Selbstkosten ab.

Verbleib und weitere Verwendung als EXEN und HALF Moon

Bei Kriegsausbruch 1914 wurde die Germania bei den Vorbereitungen auf die Regatten der Cowes Week auf dem Solent von den politischen Ereignissen überrascht, vom britischen Zoll in Southampton aufgebracht und beschlagnahmt, und zur Versteigerung freigegeben. Umgetauft auf den Namen EXEN, wurde sie unter ihrem neuen Eigner an die Ostküste der Vereinigten Staaten überführt, und dort von ihrem nächsten Eigner in HALF MOON umgetauft. Im Jahr 1930 mußte sie in einen Sturm aufgegeben werden, wurde zu einer Untiefe nordwestlich von Key Biscayne vor der Küste Miamis getrieben, und sank dort auf Position: 25°43'37,4″N, 80°8'4,7″W). Die ehemalige GERMANIA wurde von der Regierung der Vereinigten Staaten zum Unterwasserdenkmal und ist für Sporttaucher noch heute ein beliebtes Ausflugsziel.

Technische Eckdaten der S.Y. GERMANIA von 1908

Maßstab: 1:193, L215mm, H255mm
Hersteller: Hanseatische Modellbaumanufaktur Werft
Auftraggeberin: Bertha Krupp von Bohlen und Halbach
Eigner: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach
Konstrukteur: Max Oertz
Bauwerft: Germaniawerft/Kiel
Länge über alles: 47,21m
Länge Wasserlinie: 32,94m
Breite maximal: 8,17m
Tiefgang: 5,41m
Gewicht: 192 BRT
Segelfläche: 1.484qm
Besatzung: 40 Mann 
Rumpf: Mallenspantenbauweise, einfach beplankt, weiß lackiert
Unterwasserschiff: Einfach beplankt, rot lackiert
Deck: Einfach beplankt, natur lasiert
Rigg und Takelage: Zweimast-Schonertakelung
Segel: Gaffel-Großsegel, Gaffel-Schonersegel, 2x Gaffel-Toppsegel, Focksegel, Binnen-
und Außenklüver aus Baumwolltuch von der Segelmacherei Wilhelm Mählitz/Berlin